Angst beginnt im Kopf - Mut auch

In unserer monatlichen Serie "Dentalhygiene Deluxe" stellt DH Yvonne Garske (@yvonne_dh_deluxe_) auf Instagram Konzepte vor, wie Sie Ihren #Praxisalltag effektiver und fehlerfrei gestalten können. Hier lesen Sie den ungekürzten Beitrag.

von Yvonne Garske, DH
11.10.2022

Fehler vermeiden mit Yvonne Okt 22
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Herzrasen, Schweißausbrüche oder auch Magenschmerzen können sich bei Angstpatienten vor einem Zahnarztbesuch bemerkbar machen. Oftmals spielen negative Erfahrungen aus Kindertagen eine große Rolle. Die Furcht vor möglichen Schmerzen ist ebenso groß wie das Gefühl von Hilflosigkeit oder Kontrollverlust. Allein der Geruch einer Zahnarztpraxis kann die Symptome einer Behandlungsangst hervorrufen.

Mitunter setzen Eltern den Anker der Angst und drohen z.B. bei übermäßigem Verzehr von Süßigkeiten oder mangelnder Mundhygiene mit dem Zahnarzt.

Wenn der Weg in die Praxis über einen längeren Zeitraum vermieden wird, entwickeln sich aus kleineren Problemen schnell größere Schäden - die Panik wächst, ein Teufelskreis entsteht.

Findet der Patient den Weg in die Praxis, folgt häufig nach einer Befundaufnahme die professionelle Zahnreinigung - welche bei Angstpatienten herausfordernd sein kann. Teilweise „verschlafen“ Patienten ihre Behandlung lieber, doch viele möchten zumindest die professionelle Zahnreinigung im Wachzustand „schaffen“.

Als Behandlerin sorge ich dafür, dass jeder Patient pünktlich von mir behandelt wird. Lange Wartezeiten und ein Hineinsteigern in die Angst werden somit vermieden.

Darüber hinaus kläre ich zu Beginn meiner Behandlung über die jeweiligen Schritte, sowie die Möglichkeit einer Lokalanästhesie auf. Ich nehme mir Zeit und höre mir Bedenken an, gebe diesen jedoch nicht viel Raum. Dadurch möchte ich ein Festhalten an früheren, negativen Erfahrungen verhindern. Mit einer Mischung aus Empathie, Humor und liebevollen Hinweisen führe ich dann durch die Behandlung.

Ob wir ängstliche oder zuversichtliche Gedanken wählen, können wir meines Erachtens selbst steuern. Im letzten Jahr empfahl der Zahnarzt meines Sohnes, damals 9 Jahre, aufgrund einer Hypomineralisation an 26 eine Füllung. Mein Sohn ist sehr feinfühlig - dementsprechend war ich gespannt, ob er die Behandlung mit Lokalanästhesie und Kofferdam durchhalten würde.

40 Minuten später, mit perfekter Füllung, nahm ich ihn in den Arm und fragte, wie er es geschafft hatte, während der Behandlung so entspannt zu sein. Er antwortete stolz: „Ich habe ihm einfach vertraut!“

So einfach war das für meinen Sohn. Der Behandler übertrug seine eigene ruhige und gelassene Art auf ihn. Dadurch erhielt dieser die Sicherheit, die er brauchte, um ganz leicht die Behandlung zu „überstehen“.

Nach über 20 Jahren in der Prävention mit Begleitung von Angstpatienten, kann ich Euch nur empfehlen:  Seid bei der ersten Zahnreinigung nicht zu kritisch oder übermotiviert - weder bei der Beratung, noch bei der Entfernung von Belägen. Wichtiger ist es, Vertrauen aufzubauen, Sicherheit zu vermitteln und dadurch eine stabile Patientenbindung entstehen zu lassen.

 

 

 

Wie geht Ihr mit Angstpatienten um?

Schreibt uns Eure Antworten an: wir-in-der-praxis@springer.com

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