E-Rezept: Ein Blick von Seiten des Praxisteams

Wie sehen ZFAs und MFAs die ersten drei Monate des verpflichtenden E-Rezepts? Spart es dem Team Zeit? Bringt es neue Probleme? Lesen Sie hier eine Ergebnisse einer kleinen Umfrage.

11.05.2024

Das E-Rezept
© Foto: Ulrich Zillmann / FotoMedienService / picture alliance
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Das PKV Institut hat als Weiterbildungseinrichtung MFAs und ZFAs gebeten, nach 3 Monaten verpflichtendem E-Rezept eine erste Bilanz zu ziehen. An der Online-Umfrage nahmen 169 MFAs und ZFAs teil.

Das elektronische Rezept gibt es in Deutschland schon seit 2022. Seit dem 1. Januar 2024 ist es verbindlich für alle gesetzlich Versicherten: Sie erhalten verschreibungspflichtige Arznei-mittel von ihren Ärztinnen und Ärzten nur noch per E-Rezept. Einige Vorteile soll das Rezept für die Versicherten mit sich bringen:

  • Patientinnen und Patienten müssen nicht mehr in die Praxis kommen, um ein Rezept abzuholen.
  • Chronisch Kranke erhalten ihre Folgerezepte, ohne dafür in die Praxis kommen zu müssen.
  • E-Rezepte können auch nach einer Videosprechstunde ausgestellt werden, sofern der oder die Behandelte im laufenden Quartal bereits in der Praxis war.

Zeitersparnis scheint also ein wesentliches Ziel: rund 20% der Befragten antworteten mit "Ja", rund ein Drittel dagegen mit "Nein", während der Rest noch unentschlossen ist.

IT-Probleme

Ein Balkendiagramm, dass die Verteilung der Antworten zur Frage "Wie hat die Einführung des E-Rezepts in Ihrer Praxis funktioniert?"


© Foto: PKV Institut

Auch bei der Frage nach der reibungslosen technischen Umsetzung gibt es ein gemischtes Bild: Bei gut 30 % der Befragten habe die Umstellung von Papier auf elektronische Verordnung laut Umfrage problemlos geklappt. Allerdings berichten rund 38 % der Befragten von technischen Problemen bei der elektronischen Verordnung, die bis heute nicht gelöst sein: Beispiele sind Übermittlungsverzögerungen, Probleme mit der digitalen Signatur, Probleme mit der Stornierung von derzeit nicht lieferbaren Medikamenten, eine regional bedingt langsame Internetverbindung und andere technische Schwierigkeiten.

Wenn etwa ein Patient sein Medikament sofort braucht, in dem Moment aber die Zeit zum Signieren fehlt oder Patienten zu Folgeterminen ihre Versichertenkarte nicht dabei haben, werde das E-Rezept von der ursprünglich beabsichtigten Erleichterung zum zusätzlichen Stressfaktor im ohnehin schon anspruchsvollen Praxisalltag, sagt etwa Praxismanagerin Karola Bommer. Sie empfiehlt Praxisteams, technische Neuerungen frühzeitig zu testen, um den Praxisbetrieb möglichst stressfrei zu halten. Weil Patientinnen und Patienten ihre Versichertenkarte jetzt zuverlässiger dabei haben, musste das Praxisteam zum jüngsten Quartalsende kaum noch Versichertenkarten anmahnen. Hier sei dann tatsächlich eine Zeitersparnis festzustellen.

Unterstützung durch Gesetzgeber & Co.

Ein Balkendiagramm, dass die Verteilung der Antworten zur Frage "Wie haben Ihre Patienten auf die elektronischen Verordnungen reagiert?"


© Foto: PKV Institut

Wie gut lief die Zusammenarbeit mit Gesetzgeber, gematik und anderen Verantwortlichen, sowie eine professionelle Information und Unterstützung? Hier fanden rund ein Viertel der Befragten (25,17 %): sehr gut. Die deutliche Mehrheit mit fast zwei Drittel (61,9 %) hingegen waren nicht zufrieden. Gründe waren u.a.

  • rein technischen Problemen bei der Einführung des E-Rezepts (72,73 %)
  • mangelnde Information des Teams (etwa 17 % der Befragten)
  • mangelnde Aufklärung der Patientinnen und Patienten zum E-Rezept. Dies passiere oft erst in der Praxis: 62,16 % der Befragten geben an, Patienten sehr häufig Auskunft zum E-Rezept geben zu müssen.

Die Aufgeschlossenheit der Patientinnen und Patienten gegenüber dem E-Rezept sei überwiegend gut: 52,70 % der Befragten berichten hiervon, 33,78 % erleben mehrheitlich zögerliche Patientinnen und Patienten. Aber es bestehe auch die Angst, das Einlösen des Rezepts zu vergessen, wenn die Patientin bzw. der Patient kein Papier in der Hand habe: Mehr als ein Viertel der Befragten (27,52 %) gab an, dass 25 % der Kundschaft nach wie vor einen zusätzlichen Ausdruck auf Papier wünsche.

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