Hitzebedingter Stress erhöht das Risiko für späte Frühgeburten deutlich

Hohe Temperaturen belasten werdende Mütter. Das Risiko einer Geburt zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche steigt ab Temperaturen über 30 °C deutlich an. Durch den Klimawandel könnte 2033 jedes sechste Kind zu früh geboren werden.

02.08.2023

Schwangere Frau liegt auf Wiese
© Foto: angelika Fischer / photos.com
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Mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Zahl der späten Frühgeburten zu: Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat gezeigt, dass Temperaturen über 35 Grad Celsius das Risiko einer Frühgeburt um bis zu 45 Prozent steigern können (EBIOMed 2023; online: 22. Juni). Das meldet das UKE.

Aus mehr als 42.000 Patientinnenakten analysierte ein Team um die Professorinnen Petra Arck und Anke Diemert aus der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des UKE anonymisierte Daten von Schwangeren, die in den vergangenen 20 Jahren im UKE entbunden haben. Die Forschenden verglichen dabei die errechneten sowie tatsächlichen Geburtstermine mit den Klimatabellen des Hamburger Wetterdienstes. Dabei konzentrierten sie sich auf die jährlichen Perioden zwischen März und September, in denen außergewöhnlich hohe Temperaturen herrschten. Demzufolge führte Hitzestress von 30 °C zu einer Erhöhung des Frühgeburtsrisikos um 20 Prozent, Temperaturen über 35 °C können das Risiko sogar um 45 Prozent steigern.

Das späte Frühgeborene ist international definiert als ein Frühgeborenes mit einem Gestationsalter zwischen 34 + 0 und 36 + 6 Wochen post menstruationem.

2033: Verdopplung der Frühgeburtenrate möglich

„Auffällig war, dass die werdenden Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich überbrücken konnten. Folgte aber ein dritter, vierter, fünfter Tag ohne Abkühlung, setzten vermehrt vorzeitige Wehen ein. Und zwar besonders dann, wenn eine hohe Luftfeuchtigkeit das gefühlte Wärmeempfinden noch erhöhte“, erläutert Studienleiterin Petra Arck in der Mitteilung. Aktuell sichte das Forschungsteam die Klima-Prognosen der kommenden zehn Jahre. 2033 könnte aufgrund steigender Temperaturen annähernd jedes sechste Kind, rund 15 Prozent, zu früh geboren werden – doppelt so viele wie heute. Arck: „Welche Folgen das für die Gesundheit der Neugeborenen hat, ist bislang noch nicht absehbar.“

Derzeit komme etwa jedes zwölfte Kind vor dem errechneten Termin zur Welt, wird Anke Diemert in der Meldung zitiert. „Eine Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche geht mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Probleme im späteren Leben einher – hier zählt jeder Tag“, erklärt sie. So müssen unter anderem die Lungen, das Verdauungs- und Immunsystem noch reifen. Konzentrationsstörungen, schlechtere Schulleistungen, ein höheres Risiko für Infektionen, Allergien, Asthma und Übergewicht können Studien zufolge Konsequenzen einer Frühgeburt sein.

Hitze beeinträchtigt Versorgung des Ungeborenen mit Sauerstoff und Nährstoffen

Herrschen draußen tage- oder wochenlang extrem hohe Temperaturen, ist die Situation für die werdende Mutter extrem belastend: Weil der Bauch auf die Hauptvene drückt, kommt am Herzen nicht mehr so viel Blut an. Durch die Dauerhitze weiten sich die Blutgefäße und verstärken diesen Effekt. Eine solche hitzebedingte Gefäßerweiterung beobachten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch in der Gebärmutter, was die Versorgung des heranwachsenden Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt. In schwülen Nächten erhöhe zudem fehlender Schlaf den Stress, heißt es in der Meldung weiter. Parallel sinken die Schwangerschaftshormone, der Cortisolspiegel steige – und auch das Risiko einer Frühgeburt. Was also tun bei Hitze-Stress? „Frauen, die sich zwischen der 34. und 38. Schwangerschaftswoche befinden, sollten bei anhaltend hohen Temperaturen möglichst die Sonne meiden, sich in klimatisierten Räumen aufhalten sowie viel Flüssigkeit zu sich nehmen“, lautet die Empfehlung von Petra Arck.(eb)

Quelle: Ärzte Zeitung

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