Neues Diagnose-Verfahren: Bald Bluttest auf Brustkrebs?
Auf der Basis eines Liquid-Biopsy-Verfahrens lassen sich Biomarker von Krebszellen in einer Blutprobe untersuchen. Wissenschaftler der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg haben daraus nun einen speziellen Bluttest mit hoher Aussagekraft entwickelt, wie die Uniklinik aktuell berichtet. Im Blut von an Brustkrebs erkrankten Frauen seien dazu 15 verschiedene Biomarker (miRNA und Methylierungsmarker) identifiziert worden, mit deren Hilfe auch kleine Tumore nachweisbar seiend. Die Markteinführung sei noch in diesem Jahr geplant.
„Der von unserem Forscherteam entwickelte Bluttest ist eine neue Möglichkeit, eine Krebserkrankung in der Brust nicht-invasiv und schnell anhand von Biomarkern im Blut zu erkennen“, äußert sich Professor Christof Sohn, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg dazu in einer Pressemitteilung. Professor Sarah Schott, Sektionsleiterin Translationale Frauenheilkunde und Leiterin für Familiäre Krebserkrankungen, die das Projekt gemeinsam mit Sohn leitet, ergänzt: „Das neue blutbasierte Verfahren ist deutlich weniger belastend für Frauen, weil es weder schmerzhaft ist noch mit einer Strahlenbelastung einhergeht.“
Allerdings werde der Test die Mammografie nach derzeitigem Stand nicht ersetzen, sondern sei als ein Frühwarnsystem gedacht, um Frauen zu weiteren Untersuchungen zu überweisen, räumt Sohn in einem Interview mit "Bild" ein. Die Sicherheit in der Praxis müsse noch in größeren Studien untersucht werden.
Wie die Wissenschaftler berichten, sind für den Test nur wenige Milliliter Blut notwendig. Er soll von jedem Labor durchgeführt werden können. Prinzipiell könnte der Test bei Frauen aller Altersgruppen durchgeführt werden.
Vom Bluttest profitieren vor allem Frauen unter 50
Besonders profitierten jedoch nach ihren Aussagen jüngere Frauen unter 50 Jahren und Frauen mit familiärer Hochrisikosituation für eine Brustkrebserkrankung, bei denen eine Mammografie beispielsweise aufgrund des dichten Brustdrüsengewebes wenig Aussage liefert oder bei denen aufgrund anderer Risikofaktoren herkömmliche bildgebende Verfahren kontraindiziert sind. Hier sei eine Sensitivität von 80 bis 90 Prozent erreicht worden.
Das dem Test zugrunde liegende Verfahren ist bereits 2016 von der Universitätsklinik als Patent angemeldet worden. Seitdem sei das Verfahren weiterentwickelt und die Genauigkeit in diversen Untersuchungen bestätigt worden, heißt es in der Mitteilung.
So seien im Rahmen einer Studie in den letzten 12 Monaten über 500 Brustkrebspatientinnen und 400 gesunden Frauen untersucht worden. Aktuelle Zwischenergebnisse der auf 2000 Patientinnen ausgelegten Multicenter-Untersuchung zeigten bei den 500 Brustkrebspatientinnen insgesamt eine Sensitivität von 75 Prozent. Hinsichtlich der Altersabhängigkeit zeigte sich bei den unter 50-jährigen eine Sensitivität von 86 Prozent bzw. bei den über 50-jährigen eine Sensitivität von 60 Prozent.
Quelle: www.aerztezeitung.de