Stillen geht mit reduziertem Leukämierisiko beim Kind einher

von Joana Schmidt
07.05.2024

Baby trinkt an Mutters Brust
© Foto: lolostock / Getty Images / iStock
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Geht eine längere Dauer ausschließlichen Stillens mit einem verringerten Risiko für Krebserkrankungen im Kindesalter einher?

Antwort: Alleiniges Stillen über mindestens drei Monate korreliert mit einem reduzierten Risiko für hämatologische Krebserkrankungen im Kindesalter, insbesondere B-Zell-Vorläufer-ALL (BCP-ALL).

Bedeutung: Eine längere Stilldauer kann ein potenzieller Faktor bei der Prävention von BCP-ALL im Kindesalter sein.

Einschränkung: Die Definition von ausschließlichem Stillen in der Studie erlaubte ergänzende Säuglingsnahrung bis zu einmal pro Woche.

Es wird angenommen, dass Stillen vor Krebserkrankungen im Kindesalter schützt, insbesondere vor akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Die Evidenz stammt jedoch ausschließlich aus Fall-Kontroll-Studien. Eine große Kohortenstudie hat jetzt ergeben, dass ein längerer Zeitraum, in dem hauptsächlich gestillt wird, mit einem reduzierten ALL-Risiko in der Kindheit assoziiert ist.

Forschende nutzten Verwaltungsdaten zur ausschließlichen Stilldauer von mehr als 300.000 Kindern aus dem dänischen Kindergesundheitsregister. Die Kinder wurden vom ersten Lebensjahr bis zum Alter von 15 Jahren, Ende des Studienzeitraums, bis zu einer Krebsdiagnose, zum Studienabbruch oder Tod nachbeobachtet. Die Definition von ausschließlichem Stillen erlaubte ergänzende Säuglingsnahrung bis zu einmal pro Woche.

Hämatologische Krebserkrankungen am häufigsten

Bei 332 Kindern (0,1%) wurde im Alter von ein bis vierzehn Jahren Krebs diagnostiziert, das Durchschnittsalter bei der Diagnose betrug vier Jahre. Gut 37% erkrankten an hämatologischem Krebs, davon rund 65% an ALL, und bei fast allen ALL-Erkrankungen (91%) handelte es sich um B-Zell-Vorläufer-ALL (BCP-ALL). Die anderen Kinder hatten Tumoren des Zentralnervensystems (13%), solide Tumoren (24%) oder andere maligne Neoplasien (25%).

Verglichen mit einer ausschließlichen Stilldauer von weniger als drei Monaten ging hauptsächliches Stillen über drei Monate oder länger mit einem um 34% verringerten Risiko für hämatologische Krebserkrankungen einher, was größtenteils auf ein reduziertes Risiko für BCP-ALL zurückzuführen war. Dagegen gab es keine Assoziationen zwischen der Stilldauer und dem Risiko für solide und ZNS-Tumoren.

Mögliche Zusammenhänge mit Mikrobiom und Immunsystem

„Dass Stillen möglicherweise vor ALL im Kindesalter schützt, ist biologisch nachvollziehbar, da es einen entscheidenden Einfluss auf das Darmmikrobiom und das Immunsystem des Säuglings hat“, erklären sich Dr. Signe Holst Søegaard vom dänischen Krebsinstitut in Kopenhagen und ihr Team die Ergebnisse. Sie plädieren für weitere Studien zu den zugrundeliegenden Mechanismen.

BCP-ALL gehöre zwar zu den häufigsten Krebsarten bei Kindern, sei aber insgesamt trotzdem selten, gibt Dr. Helen Bailey von der Curtin University in Perth in einem Begleitkommentar zu bedenken. Während in der Studie über eine Reduktion des relativen Risikos berichtet werde, habe sich das absolute Risiko nur geringfügig verändert. „Daher ist es unwahrscheinlich, dass diese Erkenntnisse allein die Stillpraxis einer Frau beeinflussen würden“, schreibt sie. Dennoch sei es ein weiterer Vorteil, sodass „die Ergebnisse die vorhandene Evidenz für die entscheidende Bedeutung des ausschließlichen Stillens ergänzen“.

Quelle: SpringerMedizin.de

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